
Fotosafari in Deutschland
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16. Juli 2014In der Wüste – Staub wirbelte auf. Der Jeep kam kreischend zum Stehen.
Er war von den Hügeln gekommen, oder besser gesagt, von den Dünen, denn außer Sand, war auf diesen Hügeln nichts. Er war im Morgengrauen gekommen. Hinter ihm stand die aufgehende Sonne, die jetzt schon höher am Himmel stand und langsam begann, die Luft mit ihrer unerträglichen Kraft auf eine, für meinen Geschmack viel zu hohe Temperatur aufzuheizen. Ich war die für Touristen eher mäßig interessanten Temperaturen Deutschlands gewohnt, doch trotzdem hatte ich mir vorgenommen, mit meinem Freund hier ein halbes Jahr das Outback zu bereisen. Der Staub legte sich langsam und gab den Blick nun frei auf die Ankömmlinge. „Ein antikes Stück, dieser Jeep“, murmelte mein Begleiter neben mir. „Dass der noch fährt.“ „Natürlich fährt der noch“, sagte eine Stimme direkt hinter uns. Wir fuhren herum.
„Was meinten sie“, fragte ich etwas überrascht. „Ich muss sie warnen“, antwortete der braungebrannte Mann. „Wir lieben das nicht, in unserem Land sind Autos ein Zeichen des Standes, sie zu beleidigen, ist fast so, als reichten sie mir die linke Hand zum Gruß.
Wir richteten unsere Aufmerksamkeit wieder auf den Jeep, bei dem sich bis jetzt nichts geregt hatte. Doch jetzt kam Leben in seine Eingeweide. Zwei, zur Unkenntlichkeit vermumme Gestalten stiegen aus. Der eine reichte mir die Hand. „Sie haben was gegen meinen Jeep?“, fragte er mit einer schnarrenden Stimme. Verzeihen sie vielmals, antwortete ich verwirrt, und drehte mich etwas hilfesuchend zu unserem unbekannten Ratgeber um. Doch dieser war genau so schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war. So langsam wunderte ich mich. Wo war er hergekommen. Und wo war er wieder hin verschwunden. Außerdem, wie hatte der vermummte Fahrer meine Bemerkung hören können? Immerhin hatte er ein ordentliches Stück entfernt von uns geparkt. Dieser hingegen machte überhaupt keine Anstalten, uns zum Einsteigen einzuladen.
Wir waren bis hier hin, einige Meilen hinter die letzte Stadt, mit dem Bus gefahren. Doch ab jetzt begann die Wildnis. Hier standen die letzten paar, unbewohnten, Hütten. Wer noch weiter wollte, musste notgedrungen auf Privatfahrzeuge umsteigen. Wir hatten hier übernachtet. Uns war gesagt worden, dass wir an diesem Morgen abgeholt werden würden. Da sonst weit und breit niemand, auch unser komischer Ratgeber in Sicht war, mussten wir annehmen, dass diese zwei Herren unsere Fahrgelegenheit waren. Auch wenn sich irgendetwas in mir gegen diese Erkenntnis sträubte, und es mir zum ersten Mal unter dieser sengenden Sonne kalt wurde.
Er stand immer noch da, warf seinen langen Schatten in den Sand, und bewegte sich nicht. Der zweite Mann, der noch im Auto saß, blickte so starr in den Sonnenaufgang, dass es unmöglich war, sein Geschlecht oder wenigstens seine Körperumrisse näher war zu nehmen.
„Auf was warten sie noch“. Die kalte Fahrerstimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich blinzelte in seine Richtung, doch sah nur die immer heller werdende Sonne. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter, die mich unsanft in Richtung Jeep stieß. „Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit“, schnaubte er, und drückte mich fest auf den Rücksitz. Mein Begleiter folgte ihm fast schleichend.
Mit einem drohenden Röhren wendete der Jeep und fuhr wieder in Richtung Westen. Staub wirbelte hinter uns auf und das Auto klapperte immer schneller über die Sandfläche vor uns. Meine Unruhe verflog ein wenig. Die Sonne, die kühle Fahrtluft, das alles belebte meinen Geist. Ich begann mich zu freuen. Was würden wir alles noch sehen, welche Menschen kennen lernen. Ich versank in meinen Gedanken an die kommenden Tage und Ereignisse.
Irgendwann schreckte ich aus meinen Gedanken auf. Wie lange fuhren wir nun schon? Der Fahrtwind war nicht mehr kühl, sondern dem unerträglich heißen und trockenen Atem der Wüste gewichen. Sandkörner stachen wie Nadeln in meinem Gesicht und mir brach Schweiß aus. Er rann in Bächen meine Stirn hinunter. Er durchtränkte meine leichten Kleider. Er lief in meine Sandalen, und wieder heraus. Er floss wie ein Wasserfall aus meinen Haaren, über mein Gesicht, vermischte sich dort mit dem Sand und tropfte an meinem Kinn hinaus in den Fahrtwind. Meine Augen schmerzten zunehmend. Die Fahrt wollte kein Ende nehmen. Bald konnte ich nicht anders. Ich schloss für ein Moment die Augen. Sofort umfing mich wohltuende Dunkelheit, und ich schlief ein.
Ein Brennen in meinem Hals ließ mich aus meinem wohltuenden Schlaf des Vergessens auftauchen. Die Sonne stand immer noch direkt vor uns. Meine Uhr hatte schon vor Tagen den Geist aufgegeben, doch erschien es mir allmählich so, als müsste es schon Nachmittag sein, und wir die Sonne eigentlich im Rücken haben. Ich sah auf meinen Begleiter, der ebenfalls eingeschlafen sein musste. Ich rüttelte ihn, doch er war nicht wach zu bekommen. Die letzten Tage und die Hitze hatten ihn offensichtlich genauso ermüdet wie mich. Ich klopfte dem Beifahrer auf die Schulter. Er reagierte nicht. Ich probierte es wieder und wieder. Irgendwann drehte er sich leicht, und ich gab ihm zu verstehen, dass ich fast am Verdursten war. Er zuckte nur mit den Schultern. Ich fiel in meinen harten Autositz zurück. Das kalte Gefühl wie zu anfangs kam wieder in mir hoch. Ich versuchte erneut, meinen Begleiter zu wecken. Doch ohne Erfolg. Ich schrie ihn an, doch der Fahrtwind trug meine Worte davon noch ehe sie meinen Freund erreicht hatten. Schließlich konnte ich vor Erschöpfung meine Augen nicht mehr offen halten, und sie schlossen sich wieder für einen Augenblick. Gerade da machte das Auto eine scharfe Kurve. Ich wurde herumgerissen und riss meine Augen erschreckt auf. Mein Begleiter war verschwunden. Nein, nicht nur mein Begleiter, das ganze Auto war verschwunden. Nur grelle Sonne, brennende Hitze und bis zum Horizont glühen heißer Sand, auf dem man nicht die leiseste Spur eines eben vorbeigefahrenen Autos erkennen konnte, waren um mich herum.
„Was hast du denn?“, fragte eine bekannte Stimme hinter mir. Ich rieb mir den mit Schlaf vermischten Sand aus den Augen. Ich hatte mich getäuscht. Direkt hinter mir lag mein Begleiter, in seinen Schlafsack gehüllt, und starrte mich etwas erschreckt an. „Ich muss schlecht geträumt haben“, antwortete ich ihm aufatmend. Die Sonne war gerade am Aufgehen, und tauchte die Wüstenlandschaft um mich herum in blutrote Farbe.
Da erschien am Horizont, direkt vor der aufsteigenden Sonne eine Staubwolke. Klein und unscheinbar, doch sie wurde rasch größer. Mein Begleiter hob das Fernglas: „Ein Jeep. Man ist das ein antikes Stück. Das muss unser versprochener Fahrdienst sein. Mir wurde plötzlich kalt in meinem Schafsack.